Freitag, 3. September 2010


Die Postkartenausschnitte der Waschbetonfassade des Parkhauses Garde du Corps und der 50er-Jahre-Flair der Häuser am Entenanger zeigen zwei unterschiedliche Beispiele des „Wiederauf-/Umbaus“ der Innenstadt. Historische Strukturen wurden überformt und sind heute nicht mehr zu erkennen. Gemeinsam haben beide Orte, dass sie zentrale Orte der Innenstadt sind, die große Entwicklungspotentiale besitzen und dennoch ein Schattendasein fristen.

Das Parkhaus an der Fünffensterstraße liegt als logische Folge der Kasseler Verkehrsplanung am Cityring in unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone und hat somit einen aus funktionaler Sicht gut gewählten Standort. An den historischen Garde du Corps-Platz, der mit seiner dreieckigen Form den Übergang zwischen Innenstadt und Stadterweiterung formulierte, erinnert nur noch der Name. So praktisch das Parkhaus an dieser Stelle aus funktionaler Sicht ist, so fragwürdig ist seine städtebauliche und architektonische Qualität. Die rohe 70er-Jahre-Architektur wertet diesen markanten Ort der Kasseler Innenstadt ab und macht eine zentrale Verbindung zum Vorderen Westen für Fußgänger und Fahrradfahrer zu einem Nadelöhr.

Der Wiederaufbau der zerstörten Altstadt überformt die historischen Strukturen ehemals enger Gassen und dicht bebauter Wohnblöcke mit neuen Straßen, Plätzen und einer zeilenartigen Blockrandbebauung. Die noch heute beinahe durchgehend erhaltene, schlichte Bebauung aus den 50er Jahren prägt die Erscheinung des Viertels am Entenanger. Wo in anderen Städten bei ähnlich guten Lagen - zwischen Innenstadt und Fuldaufer - moderne Stadtviertel mit attraktiven Wohnungen, Geschäften und Gastronomie entstehen, kommt hier eine Entwicklung nur mühsam in Gang.

Sollte das Parkhaus verschwinden oder lässt sich seine Funktion mit anderen Nutzungen kombinieren? Genügt etwas Fassadenkosmetik, um den Eingangs- und Endpunkt der Neuen Fahrt aufzuwerten oder soll gar der historische Platz wiederhergestellt werden?

Sollte die Entwicklung am Entenanger forciert werden oder ist die Beschaulichkeit des Viertels gar eine Qualität? Ist die homogene Bebauung bereits heute historisch schützenswert oder sollte der Umbau zu einem zukunftsfähigen „Null-Energie-Quartier“ in Angriff genommen werden?

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